Pilgerstätte zum Mitmachen: Das "Bullyversum" ist eröffnet

von Jan Stöpel

Original und Roboter: "Bully" Herbig im Doppel. Foto: Bavaria-Filmstadt/Bullyversum 2011

Auf dem „Traumschiff Surprise“ in den Film-Ruhm abheben: Mit dem „Bullyversum“ hat sich Michael „Bully“ Herbig auf dem Gelände der Bavaria-Filmstadt ein Denkmal und seinen vielen Fans eine spaßige Pilgerstätte geschaffen.

Die Begrüßung der kaiserlichen Hoheiten frisst sich wie eine Endlosschleife ins Hirn: „Lissi!“ „Franzl!“ ertönt es fröhlich unentwegt vom Parterre. Vor der Großbildleinwand müsste man eigentlich etwas bewegen können, Vasen zerschießen, dem Hofmarschall eine Watschn geben, die Hecken schneiden, Lissy auf der Schaukel anschieben. Aber irgendetwas klappt noch nicht mit der Technik, die 3D-animierten Figuren auf der Leinwand ruckeln erwartungvoll, reagieren aber vorerst nicht weiter. Es klappte noch nicht alles bei der Premiere vom „Bullyversum“, dem interaktiven, bunten, ja, was eigentlich: Museum, Gaudoleum, Erlebniscenter?

Egal. Wenn Michael „Bully“ Herbig einlädt, dann kommen Hunderte und haben Spaß. Klar, Bully ist der Hoffnungsträger der bayerischen Filmbranche, der Wundermann, der Kinokassenhitproduzent in lauen Zeiten, die Selfmadegröße, die nicht müde wird, die legendäre Geschichte vom „Schuh des Manitu“ zu erzählen. Das Projekt war vor zehn Jahren von der Bundesfilmförderung abgelehnt worden. „Nicht witzig“, lautete seinerzeit das Urteil der mächtigen Filmförderer. Ein Irrtum, wie man kurze Zeit später erfuhr, der Film wurde zum erfolgreichsten Streifen der deutschen Filmgeschichte.

Und Bully Herbig gab keine Ruhe. „Traumschiff Surprise“, „Lissi und der wilde Kaiser“, „Hui Buh“, der „Brandnerkasper“ und „Wickie und die starken Männer“: Mit schwankender Qualität, aber stets großem Erfolg belieferte der Münchner die Kinos. Bully ist einer, der Jung und Alt begeistert. Kurz: ein Markenzeichen.

Auf dem Bavaria-Filmgelände kann man ihm auf 1800 Metern nun ganz nahe kommen. Eine Bullyfigur begrüßt den Besuch und kann sogar den Mundwinkel verziehen, dann geht es schon ab. Ein Fenster öffnet sich, man blickt in Bullys Kinderzimmer (unglaublich aufgeräumt, mit unglaublich vielen Elvis-Postern auf engstem Raum). „Siehst, sogar ein Gocart hat er gehabt“, stellt ein vierschrötiger Mann anerkennend fest. Vom TV-Bildschirm aus erzählt Bully über seinen Einstand im Film-Biz (Statistenrollen, in der kürzesten war er grad mal acht Zehntel Sekunden lang sichtbar) und über Jobs, mit denen er sich am Start einer steilen Karriere über Wasser hielt.

Von der Decke baumelt die Lokomotive des Boandlkramers und das Space-Moped aus dem „Traumschiff“, man schlendert durch den Apachen-Pub, kann dort mit Flaschenkorken schießen,, kann Entwurfszeichnungen studieren, oder dem Meister auf Bildschirmen lauschen. Das ist ganz abwechslungsreich, zumal die vielen Kinder am Eröffnungstag hatten ihren Spaß trotz nervigen Gedränges. Da scheint ein neuer Familien-Anziehungspunkt entstanden zu sein. Auf über 200000 Besucher hofft Bavaria Filmstadt-Chef Nico Rössler bis Jahresende, eine Zahl, die den Erfolg der meisten großen Kunstausstellungen übertreffen würde.

Museum, Erlebniswelt, ja, was denn nun eigentlich? Bully Herbig selbst will jedenfalls kein Denkmal im „Bullyversum“ sehen. „Der Name stammt zum Glück nicht von mir. Ich würde mich sonst, glaube ich, für größenwahnsinnig halten.“ Museen gibt es erst nach vollbrachtem Lebenswerk. Wäre in der Tat ein bisschen früh für einen 43-Jährigen.

 

 

Veröffentlicht am: 13.06.2011

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