Fotos auf Aluminium von Stephan M. Schuster - eine Ausstellung zeigt Impressionismus mit der Kamera, scheitert aber am Raum

von Achim Manthey

Blauer Kosmos, Toskana 2009 (c) Stephan M. Schuster

Unter dem Titel "Standpunkte" zeigt die Uni Galerie der LMU Fotografien des Künstlers Stephan M. Schuster aus den vergangenen vier Jahren - und scheitert an ihrem eigenen Anspruch.

Das kommt dabei heraus, wenn Kunst und Raum nicht zusammenpassen und bei den Beteiligten die Erkenntnis fehlt, dass das so ist. Im Gang eines Seitentrakts des Hauptgebäudes der Ludwig-Maximilians-Universität in München fristet die 2008 eröffnete Uni Galerie ihr Dasein, die es sich zum Ziel gesetzt hat, vorrangig Absolventen und Studierenden der LMU eine Plattform zur Präsentation ihrer zeitgenössischen Kunst zu bieten. Ein an sich löbliches Vorhaben. Dieses Mal widmet sie sich dem fotografischen Werk ihres Kunstgeschichts-Absolventen Stephan M. Schuster. Und das geht leider schief.

Die Gebäude rund um den Stachus scheinen nach hinten wegzukippen auf dem Bild, das im Dezember 2008 von der dort alljährlich aufgebauten Schlittschuhbahn aus entstand. Ein farbenkräftiges Foto. Das von den Scheinwerfern abgestrahlte Spektrallicht, das im Positiv nicht erfasst wird, bleibt im Bildnegativ erhalten und kann bei der Reproduktion im hochwertigen Pigment Ink Print dargestellt werden. Nur schemenhaft sind die Eistänzer auszumachen, Leuchtreklamen verschwimmen in diffusen Formen.

Durch das Hineinfließen der Druckfarben in die feinen Rillen der Platten aus gebürstetem Aluminium, die Schuster als Bildträger verwendet, entstehen impressionistisch erscheinende Gemälde mit der Kamera. Vienna-Taxi von 2008 drückt geradezu atemberaubende Geschwindigkeit aus. Ein Tennisplatz ist in "Matchball" in tiefes Orangerot getaucht.

Bäume II, Bühl, Niederbayern (c) Stephan M. Schuster

Durch das Druckverfahren und den Bilduntergrund wird das Licht unterschiedlich reflektiert, sodass sich durch das Tageslicht oder den Blickwinkel des Betrachters ganz unterschiedliche Wirkungen einstellen können. Um dies erfahren, sehen zu können, brauchen die überwiegend großformatigen Aufnahmen allerdings Platz - und den haben sie in dieser Ausstellung nicht.

Die Wirkung eines großen Teils der Fotografien in der Ausstellung verpufft aufgrund der räumlichen Enge des Ausstellungsschlauchs, da wesentliche Bildinhalte gar nicht erst erkennbar werden. Details muss man dem Katalog entnehmen, was nicht Sinn der Übung sein kann.

Etwas besser ist es bei den eher plakativen Stücken wie "Dekoltee" oder "Roberto's Shoes" von 2009, das mit anderen Bildern - eine weitere Fragwürdigkeit - hoch über den Köpfen des Publikums gehängt ist, auch bei den kleinformatigen Aufnahmen Pistoia I und II, die Puppenköpfe und -beine in fahlem Grau-blau darstellen, als würden sie frei schweben. Auch die Fotos aus dem  dem Nymphenburger Schlosspark aus den Jahren 2009 und 2011, die nicht auf Aluminium, sondern auf Velin Arches, einem hochwertigen französischen Büttenpapier gedruckt sind, erzielen Wirkung.

Insgesamt jedoch enttäuscht die Ausstellung wegen der räumlichen Problemen. Dass das nichts wird, nichts werden kann, war für beide, für Künstler und Galeristen von vornherein erkennbar. Das macht die Sache um so ärgerlicher, weil dem Publikum Fotokunst in ihrem Kern vorenthalten wird. Schade drum.

Bis zum 19. April 2012 in der Uni Galerie der LMU, Geschwister-Scholl-Platz 1 in München, Mo, Mi und Fr von 9-12 Uhr, Do 13.30-15.30 Uhr. Eintritt frei. Zur Ausstellung ist ein kostenloser Katalog erhältlich, was erfreulich und leider auch notwendig ist.

 

Veröffentlicht am: 18.02.2012

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