CADAM fragt im Einstein nach Frauenbildern

Germania, wer bist du wirklich?

von Gabriella Lorenz

„Germania - Next Topmodel“. Foto: Theresa Scheitzenhammer

Es riecht appetitlich nach frischer Wäsche, als wäre man mitten in einem duftenden Werbespot für Weichspüler. An  mehreren Leinen hängt Damenwäsche, von Dessous bis Tanzkleidchen. Darunter beschwört der Performer Martin Hansen tanzend und redend „Germania - Next Topmodel“.  Das junge Münchner Künstlerkollektiv CADAM versammelt in seinem Text deutsche Frauenbilder der letzten 200 Jahre, leider ohne erkennbaren Nutzwert.

Dem in Deutschland lebenden Australier Martin Hansen, der zum Tänzer des Jahres 2012 gewählt wurde, sieht man gerne zu, wie er im Einstein-Gewölbe unterm Wäschehimmel hin- und hertänzelt, ironisch weibliche Posen zitiert (anfangs mit Miss-Krönchen auf dem Kopf) und sich dazu auf einem Textslalom durch die Historie deutscher Weiblichkeitsideale windet. Wer verkörpert Germania am besten? Eine Wagner-Walküre oder Clara Zetkin, eine Mutterkreuzträgerin oder die Hausfrau der Nachkriegszeit? Man erfährt's nicht, weil die Denk-Ansätze in bemühter Poesie oder intellektuellen Zitaten versanden.

Da ist viel anspruchsvoll gedacht, aber wenig davon umgesetzt worden.

Und warum muss eine Münchner Produktion auf Englisch erzählt werden? Nur weil der Performer Australier ist? Oder damit Heidi Klum auch das versteht, was auf  Deutsch vielleicht zu hoch für sie wäre?

Einstein Kulturzentrum (Einsteinstraße 42), noch am 22.9.2013.

Veröffentlicht am: 22.09.2013

Über den Autor

Gabriella Lorenz

Gabriella Lorenz ist seit 2010 Mitarbeiterin des Kulturvollzug.

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