Zehn Jahre "Ballett und Wildnis"

Die geheimen Gemeinsamkeiten von Ballerina und Sumpfhuhn

von Isabel Winklbauer

Ballettdirektor Ivan Liska und Ministerin Ulrike Scharf mit der UN-Auszeichnung. Foto: Raimund Lederer

Zehn Jahre ist es her, dass Staatsballett-Choreograf Marc Geifes die Kompanie im Nationalpark Berchtesgaden tanzen ließ. Der Gegensatz von wilder Natur und kunstvollem Spitzentanz entwickelte damals so viel Appeal, dass immer wieder weitere Projekte folgten: Lisa Cullum und Alen Bottaini tanzten 2007 "Giselle" im Abendnebel vor dichtem Berchtesgadener Tannenwald, die Juniorcompany gastierte 2013 in der Weltenburger Enge bei Kelheim - Filme, Ausstellungen und Fotoserien entstanden. Jetzt ist "Ballett und Wildnis" mit einem Preis der Vereinten Nationen ausgezeichnet worden.

Die Juniorcompany in der Weltenburger Enge. Foto: Berny Meyer

Aus 20 Jahren Ballettunterricht hätte sie viel für die Politik gelernt, outete sich Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf, bevor sie die Auszeichnung "UN-Dekade Auszeichnung Biologische Vielfalt" im Münchner Probenhaus am Platzl an Ballettdirektor Ivan Liska überreichte. Mit dem Preis zeichnet das weltweite UN-Programm Projekte aus, die Menschen zum Erhalt der Lebensvielfalt anregen.

Literat Raoul Schrott hatte die ehrenvolle Aufgabe, zu erklären, warum das ausgerechnet dem klassischen Staatsballett so gut gelungen ist. Mit Vergleichen aus der georgischen Natur, die er soeben bereist hatte, kam er auf so manche Gemeinsamkeit des als verkünstelt verschrieenen Balletts mit Stock und Stein. "Es geht um den Weg nach oben", sagte er. "Ausdauer, Zentrierung und das mobilisieren ungeahnter Kräfte sind der Kern. Im Grunde habe ich schon oft über Ballett und Wildnis geschrieben."

Marta Navarrete Villalba im Duett mit dem Kelheimer Fels. Foto: Berny Meyer

Anlässlich des zehnten Jahrestags von "Ballett und Wildnis" stellte das Staatsballett auch einen neuen Dokumentarfilm in Ausschnitten vor. "Zehn Jahre Ballett und Wildnis" von Michael Springer blickt mit bezaubernden Bildern zurück auf alle vergangenen Aufführungen und interpretiert das Projekt als Suche nach Parallelen - was haben Tänzer, Tiere und Pflanzen gemeinsam? Dabei wird auch die Nebeneinanderstellung von Ballerina und hopsendem Sumpfhuhn nicht gescheut, eine erfrischende Heransgehensweise. Wäre die Aufmachung mit Naturkitschpanoramen, einem Überschuss an klugen alten Männern im Interview und Gustl-Bayerhammer-Sprecherstimme nicht so erzkonservativ, hätte etwas wirklich Innovatives daraus werden können.

Das brave, dennoch sehenswerte Werk feiert am 18. Dezember 2014 im Kino Kelheim Premiere. Anschließend soll es über die Internetseite des Umweltministeriums kostenlos zu bestellen sein - samt einem Booklet, in dem verschiedene Künstler die immer noch nicht gänzlich geklärte Attraktion von "Ballett und Wildnis" besprechen.

Veröffentlicht am: 20.11.2014

Über den Autor

Isabel Winklbauer

Redakteurin

Isabel Winklbauer ist seit 2011 Mitarbeiterin des Kulturvollzug.

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