„Ich weiß gar nicht, was ein Macho ist“: Der „letzte Bulle“ Henning Baum über die TV-Serie, Kosmetiktipps für Männer und seine Begeisterung für bayerische Burgen

von kulturvollzug

"Vernünftig ist das falsche Wort" - Henning Baum als "Der letzte Bulle". Foto: Sat.1

Seine Sat.1-Serie war der Überraschungserfolg des vergangenen Jahres. Henning Baum, für den Grimme-Preis nominiert, spielt in „Der letzte Bulle“ den Polizisten Mick, der nach 20 Jahren Koma wieder seinen Mann steht.

Herr Baum, Sie haben schon mehrmals gesagt, Mick würden Sie sofort in Ihren Freundeskreis aufnehmen. Könnten Sie auch mit einem Mann befreundet sein, der beispielsweise in Männerzeitschriften Kosmetiktipps liest?

Das ist doch lächerlich! Männer, die so etwas lesen, kann ich nicht ernst nehmen. Diese angeblichen Männerzeitschriften sind doch in Wirklichkeit Frauenzeitschriften. Kosmetik- und Kleidertipps für Männer – das ist so was von lächerlich! Früher hatte der Mann den „Spiegel“ und den „Playboy“ – und damit kam er durch die Welt.

Ja, und den „Playboy“ hat er sich natürlich nur wegen der tollen Interviews gekauft…

Ach Unsinn, die Interviews waren gut. Aber natürlich macht es auch Spaß, sich die Mädels anzugucken. Und die sehen auch heute noch gut aus. Aber jetzt muss man sich auch noch dumme Ratgeber darüber reinziehen, wie man im Job noch erfolgreicher wird. Oder wie man seine Haut pflegen muss, damit man mit 40 noch so aussieht wie mit 35. Das ist doch Unsinn.

Sind Sie wie Ihre Figur Mick ein Macho?

Ich weiß gar nicht, was ein Macho ist. Dieser schwachsinnige Begriff wurde doch von der Frauenbewegung erfunden, um Männer zu diskreditieren, die entschlossen ihr Leben führen. Dieser Begriff ist totaler Quatsch! Und wieso sollte Mick Brisgau ein Macho sein. Er behandelt Frauen gut, steht ihnen zur Seite, wenn sie Schwierigkeiten haben. Aber er lässt sich eben nicht die Butter vom Brot nehmen. Weder von einer Frau noch von einem Mann.

Stimmt es eigentlich, dass Sie mal in einem bayerischen Wasserschloss gelebt haben?

Also, das bayerische Wasserschloss hat eine Zeitung erfunden. Aber ich habe tatsächlich auf einer richtigen Burg zwischen Landshut und Regensburg gewohnt. Ich hatte mir schon immer gewünscht, auf einer Burg zu leben. Also habe ich dort drei Jahre lang den Westflügel gemietet.

Warum nur drei Jahre, sind Sie als Essener mit den Bayern nicht klar gekommen?

Doch, sehr gut sogar. Mit den Bauern von neben an habe ich manchmal auf dem Feld gearbeitet, Weißbier getrunken und Schweinsbraten gegessen. Das war eine herrliche Zeit! Jetzt bin ich aber seit sechs Jahren wieder in Essen.

Wären Sie 20 Jahre im Koma gelegen, was würde Sie am meisten erstaunen?

Ich muss gar nicht im Koma gelegen haben, um irritiert zu sein. Das bin ich aus so ordentlich. Es gibt genug Dinge, über die man sich einfach nur wundern kann.

Über was denn konkret?

Darüber, mit was sich die Leute das Leben schwer machen. Sind denn heute alle so entfremdet vom Leben, dass sie jetzt ständig irgendwelche Ratgeber lesen müssen? Bald gibt es bestimmt auch noch Bücher mit dem Titel „Erfolgreiches Schuhe zubinden leichtgemacht“.

Stimmt es, dass Sie als Kind Kampfsport gemacht haben, weil Sie unbedingt stark sein wollten?

Ich wollte vor allem Spaß haben. Und ich wollte nie mit den Kleinen spielen, sondern mit den Großen mithalten können. Und dazu musste ich gut klettern, schnell rennen können und über Zäune springen können. Damals hatte man ja noch eine Kindheit, die nicht von vorne bis hinten organisiert war. Wir sind noch draußen gewesen und haben Abenteuer gesucht.

Wird Mick in der zweiten Staffel jetzt vernünftig? Er scheint jetzt tatsächlich zu akzeptieren, dass er mit seiner Ex-Frau keine Zukunft mehr hat.

Vernünftig ist das falsche Wort. Er hatte 13 Folgen lang Zeit, sich von dieser Frau zu trennen. Natürlich hat er immer wieder versucht, das Ruder herumzureißen. Das war ein langer und schmerzvoller Abschied, aber er respektiert diese Frau und ihre Entscheidung. Ich finde das sehr souverän.

Aber sie hatte es ihm 13 Folgen lang auch nicht leicht gemacht, zwischendurch hat sie ja durchaus auch Gefühle gezeigt.

Aber Entschuldigung, genau so ist es doch im Leben. Die Menschen sind nie komplett eindeutig, sondern immer voller Widersprüche. Dass die Frau Gefühle gezeigt hat, ist doch ganz normal. Sie ist doch kein Roboter.

Angelika Kahl

Montags, 20.15 Uhr, Sat 1

Veröffentlicht am: 21.03.2011

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