25 Osterspaziergänge

von Achim Manthey

Hier wird der Schwabinger Bach in den Englischen Garten gespuckt (Foto: Achim Manthey)

"Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden belebenden Blick", lässt Goethe seinen Faust beim Osterspaziergang sinnieren. Sollten Sie bei dem angekündigten schönen Wetter an den kommenden Feiertagen ähnliche Anwandlungen spüren, hätten wir einen Tipp: Besuchen Sie doch mal die Münchner Stadtbäche oder was davon übrig ist.

Apothekerbächl, Fabrikbach, Feuerbächl, Muffatbrunnhauskanal, Strafhauskanal. Das gab es in München alles einmal. Von den einst 300 Kilometern Bächen und Kanälen im Münchner Stadtgebiet existieren heute nur noch 174 Kilometer, die Wasser führen. Auf 25 Touren führt Franz Schiermeier in seinem Büchlein "Münchner Stadtbäche - Reiseführer zu den Lebensadern einer Stadt" auf die Spur längst aufgelassener, vergessener Gewässer und bietet Wissenswertes über die, die heute noch fließen.

München war über Jahrhunderte durchzogen von zahllosen Wasserläufen, die zur Trinkwasserversorgung, aber auch als Energielieferanten und Transportwege dienten. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen im Zuge fortschreitender Technik bei der Energiegewinnung und aus hygienischen Gründen Überlegungen auf, die Stadtbäche und -kanäle aufzulassen. Man sah dann doch davon ab, da das Bachwasser zum Ausspülen der Abwasserkanäle und als Löschwasserquelle gebraucht wurde. Erst der beschleunigte Verkehrsaufbau für die Olympischen Spiele 1972 und der Bau von U- und S-Bahn brachte die Entscheidung, ab 1965 nahezu alle Stadtbäche aufzulassen. Erhalten blieben der Auer Mühlbach rechts der Isar und der Westermühlbach sowie der Fabrikbach mit geänderter Wasserführung links des Flusses mit ihren jeweiligen Abzweigungen.

Hochbunker, Quellenstraße in der Au am Auer Mühlbach (Foto: Achim Manthey)

Dass sich vieles auch heute noch verfolgen lässt, zeigt das Buch. Klar, den Eisbach im Englischen Garten kennt jeder. Dass er heute an der Prinzregentenstraße beginnt, sich hinter dem Haus der Kunst mit dem Schwabinger Bach kreuzt und die beiden dann getrennter Wege fließen, ist eher unbekannt. Der Eisbach setzt sich der Prinzregentenstraße entlang fort und mündet in der Hirschau wieder in die Isar, während sich der Schwabinger Bach in nördlicher Richtung durch den Englischen Garten bis über die Stadtgrenzen hinaus erstreckt, zwischendurch noch den Oberstjägermeisterbach speist, und dann bei Garching in der Isar verschwindet. Der Westermühlbach im heutigen Gärtnerplatzviertel war einer von vielen Bächen dort. Er wurde 1967/68 teilweise stillgelegt, für das ehemalige Heizkraftwerk in der Müllerstraße wurde im ehemaligen Bachbett eine Kühlwasserleitung gelegt. Der Auer Mühlbach, mit 6650 Metern einer der längsten Stadtbäche, entspring in Harlaching in der Nähe des Marienklausenstegs und verläuft unterhalb des Isarhochufers durch die Au, bis er einige hundert Meter unterhalb der Maximiliansbrücke in die Isar mündet. Der Nymphenburg-Biederstein-Kanal, der sein Wasser aus der Würm nimmt, speist heute den Olymypiasee und den Schwabinger See. Sein Ende, die Schwarze Lacke, bildet den Zufluss in den Schwabinger Bach.

Aber auch Spuren aufgelassener Bäche zeigt das Buch. Der Hofbrunnwerkkanal zog sich durch den Hofgarten und diente dessen Bewässerung. Spuren des Türkengrabens, der im !8. Jahrhundert vom Schloß Schleißheim über das Schwabinger Tor und die Georgenschwaige bis zum Nymphenburg-Biederstein-Kanal führte, sind heute noch zu entdecken.

Das reich bebilderte Buch führt zu Fuß, aber besser noch auf dem Fahrrad auf 25 spannende Touren für die Ostertage, aber nicht nur dann. Viel gibt es zu entdecken entlang der ehemaligen und noch bestehenden Wasserläufe. Das Buch schildert die historischen Zusammenhänge und Entwicklungen und lädt ein, daran teilzunehmen.

Franz Schiermeier, Münchner Stadtbäche, Reiseführer zu den Lebensadern einer Stadt, erschienen im Franz Schiermeier Verlag München, 16, 50 Euro.

Veröffentlicht am: 22.04.2011

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